Als Literaturwissenschaftlerin bin ich meistens nicht in die direkte Produktion von Büchern involviert, sondern häufiger in die Analyse, Vermittlung und Sichtbarmachung von Literatur.
Während meines Studiums und meiner Promotionszeit habe ich mich intensiv mit der Analyse und Bewertung von Literatur auseinandergesetzt und das Handwerkszeug gelernt, um Erzähltexte, Lyrik und Dramen (sowie alle Formen dazwischen) zu analysieren und bewerten zu können – jenseits von persönlichen Leseeindrücken. Das gebe ich auch meinen Studierenden weiter, nebst den Fähigkeiten zur Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Perspektiven, Theorien und Quellen; die so oft zitierte Medienkritik.
Nicht zuletzt ist meine Arbeit durch die in Großbritannien entstandenen und weiterentwickelten Ansätze der Cultural Studies geprägt, die das Politische der Literatur und ihre Kontexte mitdenken. So ist es mir wichtig, die Bücher immer wieder in ihrem jeweiligen Kontext zu untersuchen und die Produktion, Distribution und Rezeption mit zu beachten. Nicht um irgendeine vermeintliche Intention der Autorin oder des Autors herauszufiltern, sondern um herauszuarbeiten, inwieweit beispielsweise die Produktionsbedingungen einen Einfluss auf die Veröffentlichung hatten (Zensur? wirtschaftlicher Druck? Tabuthemen?), in welchem politischen Klima das Buch entstanden ist, wie es im Buchmarkt positioniert und wie es von Leser*innen und Kritiker*innen wahrgenommen wurde. Wie die Repräsentation der Figuren gestaltet ist, wer beispielsweise spricht, wessen Perspektiven sichtbar sind und was das mit den Leser*innen macht. Und auch wie Literatur mit ihren Kontexten kommuniziert und wiederum in die Gesellschaft zurückwirkt (das ist logischerweise nicht bei allen Büchern gleichermaßen ertragreich, aber für mich eine wichtige Perspektive).
Als lehrende Literaturwissenschaftlerin habe ich außerdem einen Einfluss darauf, was an den Unis gelehrt wird. Die Vorgaben sind meistens nicht so starr, und so hat jede Dozentin die Möglichkeit, eigene Schwerpunkte zu setzen. Da im Großen und Ganzen immer noch Literatur von Autoren den Kanon beherrscht, war es meinen Kolleginnen und mir immer ein Anliegen, dieser Schieflage entgegenzuwirken und die Vielfalt an Autorinnen und weiblichen Perspektiven sichtbarer zu machen. An vielen Unis besuchen Lehramtsstudierende und Diplom-/MA-Studierende dieselben Kurse. Daher ist mir die Kanonkritik und -revision besonders wichtig, da dann auch die zukünftigen Lehrkräfte in ihren Schulen ihre Spielräume besser ausnutzen, Vorgaben hinterfragen und Autorinnen sichtbarer machen können.
Ich nutze mein Wissen und meine Werkzeuge außerdem als Autorin, Herausgeberin und Redakteurin von Fachliteratur. Außerdem verfasse ich kulturjournalistische Texte, nicht zuletzt auch beim Bloggen: www.literaryfield.org/blog