Katharina Grossmann-Hensel
© privat

Katharina Grossmann-Hensel | Illustratorin

Katharina Grossmann-Hensel hat Germanistik und Anglistik an der Universität Hamburg studiert und Illustration an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg. Sie arbeitet als Illustratorin, Autorin und Malerin in Berlin. Ihre Bücher wurden in mehr als zehn Sprachen übersetzt und auch für das Theater adaptiert.

Am Anfang ist die Idee. Ich begreife meinen Beruf als Geschichtenerzählerin im weitesten Sinne. Manche Geschichten brauchen viele Worte und Bilder, manche gehören auf Leinwand, manche sind eine Ohne-Worte-Witz-Zeichnung. In meiner Ausbildung (Studium Illustration an der University of Applied Sciences in Hamburg) habe ich gelernt hinzugucken. Genau hinzugucken. Trotzdem konnte ich Vieles von dem, was ich jetzt kann, noch nicht, als mein Studium abgeschlossen war.

Es ist ein bisschen wie Autofahren. Man hat den Führerschein, aber man lernt das sichere Fahren erst mit der Zeit. Meine Diplomarbeit war ein Bilderbuch zu einer eigenen Geschichte. Damit fuhr ich auf die Internationale Bilderbuchmesse in Bologna und hielt es jedem unter die Nase, der das zuließ.

Ich glaube, es ist wichtig, dass man in diesem Beruf einstecken kann, dass man es aushält, wenn die mit Herzblut gemalten Illustrationen in drei Sekunden durchgeblättert und dann abgelehnt werden. Weitermachen. Nächste Idee. Meine Diplomarbeit fand ein Zuhause in einem französischen Verlag. Da bekam ich zum ersten Mal mit, wer alles an einem Buch beteiligt ist. Und ich ahnte auch beim Vorschuss, wie schwierig es sein würde, davon zu leben.

Über die Jahre habe ich mein Spektrum erweitert. Werbung, Buchcover, Belletristik, Zeitschriftenillustration, eine Galerie, die meine Malereien verkauft. Ich genieße die Abwechslung. Bilderbücher schreibe und illustriere ich seit mehr als fünfzehn Jahren.

Ungefähr drei Monate brauche ich für ein Buch, manchmal mehr, selten weniger. Zuerst versuche ich das Buch konzeptuell zu denken, Notizblock auf meinem Nachtisch, Zettelwirtschaft, noch nicht zu konkret werden, sonst verflüchtigt sich die Idee. Der Zensor im Kopf ist immer mit dabei – „Was machst du da? Braucht die Welt noch ein Buch? Ausgerechnet von DIR?“. Den gilt es zu überlisten.

Wenn die Idee steht, setze ich mich an den Text. Ich schreibe in Cafés und Zuhause. Die Bilder male ich im Atelier. Ich weiß, dass ich zwölf Doppelseiten habe, um meine Geschichte zu erzählen. Das gibt mir eine Struktur. Wenn der Text einigermaßen steht, wende ich mich an den Verlag. Am Anfang musste ich noch ausgearbeitete Doppelseiten dazulegen, um zu zeigen, dass ich ihn auch bildlich umsetzen kann. Mittlerweile reicht es, wenn ich den Text meiner Lektorin schicke.

Wenn alles gut geht, kommt der Vertrag. Ich finde es manchmal schwierig, mein eigener Anwalt sein zu müssen, Honorare auszuhandeln und um Paragrafen zu feilschen. Es geht auch um Vertrauen, das man sich gegenseitig entgegenbringt.

Nach der Vertragsunterzeichnung geht es ans Malen. Gute Illustrationen sind für mich jene, die einen Text ergänzen und nicht nur abbilden. Wie in jedem anderen Beruf halte ich es auch in meinem für wichtig, Abgabetermine einzuhalten und zuverlässig zu sein, deswegen gebe ich immer pünktlich ab. Der Verlag bindet mich, soweit es geht, in die weitere Entwicklung des Buches ein. Dafür bin ich sehr dankbar. Frustrierend ist für mich manchmal die Macht, die die Vertreter und die Marketingabteilung haben. Niemand weiß genau, warum ein Buch erfolgreich wird, sonst gäbe es ja nur noch solche.

Wenn das Buch endlich fertig ist, gehört es mir nicht mehr, es ist ein Produkt der Arbeit vieler. Und es ist schön zu sehen wie etwas, das in der Einsamkeit entstanden ist, in die Welt hinausgetragen wird und dort etwas Neues erzeugt. Am besten viel Freude. In zehn Jahren arbeite ich hoffentlich immer noch analog. So sehr der Computer hilft, das Schönste sind Papier, Stifte und den Pinsel ins Wasserglas einzutauchen.

Shopping Basket