Ich mache schöne und lesenswerte Bücher als Verlegerin und Mitbegründerin des binooki Verlags in Berlin. Wir veröffentlichen fast ausschließlich türkische Literatur auf Deutsch.
Das eigentliche Werk entsteht dabei in der Regel in der Türkei. Wir suchen aus, kaufen die Rechte an dem Buch und dann geht es hier seinen Weg: von der Übersetzung bis hin zum Lektorat, von der Herstellung zum Vertrieb, vom Marketing bis zur Pressearbeit und bis zur Veranstaltung.
Mein Job fängt beim Aussuchen an und endet bei der Veranstaltung. Also eigentlich kümmere ich mich um alles bis auf die Übersetzung und das Lektorat. Wobei: Zwei Bücher habe ich bisher sogar schon selbst aus dem Türkischen übertragen. Das kann ich aber leider nicht so oft machen, wie ich es mir wünschen würde. Die anderen Aufgaben nehmen die meiste Zeit in Anspruch. Diesen Job sollte man unbedingt lieben. Aufrichtig lieben. Ist ein harter Job.
Meine Ausbildung hatte mit der Verlagsbranche nichts zu tun. Nach dem Abitur widmete ich mich zwar der Betriebswirtschaft, aber der kulturelle Bereich hat mich nie losgelassen. Dass ich am Ende bei der Literatur gelandet bin, freut mich sehr, denn: Ich liebe meinen Job. Muss man ja. Sonst geht das nicht, weil harter Job.
Meine Arbeitstage verlaufen ganz unterschiedlich. Kommt darauf an, was ansteht. Ich kann gar nicht sagen, wie viel Arbeitszeit pro Buch ich brauche. Ich weiß nur, dass ich keine 40-h-Woche habe. Hätte ich ein Zeitkonto bei binooki, könnte ich mindestens 2 Jahre durchgehend Zeitausgleich nehmen.
Was meinen Verdienst angeht: Da es mein eigenes Unternehmen ist … Wir Bücher machen … Es ist … Ja? Genau! Ein harter Job.
Die Idee für meine Arbeit hatte ich selbst. Es war Zeit, dass in Deutschland endlich mal gute Bücher von jungen türkischen AutorInnen erscheinen. Wir haben aber auch Klassiker der Moderne im Programm. Die sind auch sehr lesenswert. Eine musste es einfach mal machen.
Besonders schön finde ich den Moment, wenn ein Buch aus der Druckerei kommt und ich es zum ersten Mal in den Händen halte. Allerdings: Es könnte weniger Existenzkampf sein manchmal. Das wäre schön.
Das Seltsamste, das mir bisher passiert ist, ereignete sich vor ein paar Jahren. Eine Frau rief an und sagte, sie hätte eine telepathische Verbindung zu unserem Autoren Alper Canigüz. Er hatte von dieser Verbindung allerdings nichts bemerkt, so zumindest lautete seine Antwort auf meine Frage, ob er denn eine telepathische Beziehung nach Deutschland unterhielte. Das Erstaunlichste sind die Dinge, die ich immer wieder vollbringe, von denen ich noch im Moment vorher dachte, dass ich nicht fähig dazu sei. Das verblüfft mich tatsächlich immer wieder – man kann öfter über sich hinauswachsen als man denkt. Das Spannendste sind die Menschen, die mir begegnen und die ich durch meine Arbeit kennenlerne.
Wie mein Job in 10 Jahren aussieht, kann ich nicht so genau sagen. Was ich genau sagen kann, ist: Das Buch ist zeitlos und die Digitalisierung macht mir keine Angst. Als jemand, der mit zwei Kulturen groß geworden ist, bin ich es gewohnt the best of two worlds in mir zu vereinen. So ähnlich verfahre ich auch in diesem Fall.