Sigrun Krauss
© Thomas Wardenga

Sigrun Krauß | Festivalleiterin

Sigrun Krauß lebt in Unna. Nach dem Studium der Anglistik, Amerikanistik und Romanistik und freiem Lektorat für diverse Verlage ist sie seit Juli 1990 bei der Stadt Unna als Bereichsleiterin Kultur verantwortlich für Kultur und die Kulturinstitutionen.

Initiatorin einer Vielzahl kultureller Projekte, u. a. eine der beiden Festivalleitungen der Krimi-Biennale „Mord am Hellweg“; diverse Herausgeberschaften.

Für herausragende Verdienste um die Förderung der Literaturlandschaft in NRW erhielt sie 2015 den Literatur-Taler. 2017 wurde ihr für ihre Verdienste um die Kriminalliteratur der Ehrenglauser verliehen.

Bereichsleiterin Kultur der Kreisstadt Unna und Festivalleiterin von Europas größtem internationalen Krimifestival „Mord am Hellweg“: Sigrun Krauß Mein Job ist es, Kunst und Kultur zu ermöglichen, insbesondere in der Kreisstadt Unna, aber auch NRW-weit. Seit 2002 ist es mir eine Herzensangelegenheit, die Kriminalliteratur in Form von Europas größtem internationalen Krimifestival „Mord am Hellweg“ erlebbar zu machen. Genauer gesagt, treffe ich mit einem Team alle zwei Jahre eine feine Auswahl von ungefähr 200 Schriftstellerinnen und Schriftstellern, national und international, die an besonderen Lokalitäten der Hellweg-Region aus ihren aktuellen Krimis lesen. Mehr als 1000 Autorinnen und Autoren und Künstler und Künstlerinnen, darunter regionale und deutsche wie internationale Stars aus rund 35 Ländern und von fünf Kontinenten waren bereits am Hellweg zu Gast.
Das Festival ist als Biennale ausgelegt. Außerdem wird ein Europäischer Preis für Kriminalliteratur ausgelobt und in den Jahren zwischen dem Festival werden deutschsprachige Krimiautorinnen und -autoren eingeladen, jeweils eine der 25 am Festival beteiligten Städte zu besuchen, um vor Ort für ihren Kurzkrimi für die „Mord am Hellweg“-Anthologie zu recherchieren.

Mein Job als Festivalleiterin beinhaltet die Konzepterstellung und Programmgestaltung, Recherche nach Autoren und Autorinnen, neuen Spielorten, Drittmittelakquise, Vorlektorat der Anthologie-Storys, Planung von Veranstaltungen (ca. 220 Lesungen in 8 Wochen), Autorenpflege, Verlagskontakte, Moderatoren und deutsche Lesestimmen aussuchen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Zusammenarbeit mit den Medienpartnern u.v.m. – alles aufzuzählen, würde hier den Rahmen sprengen. Für diesen Job sollte man Kennerin der Kunst- und Kulturszene sein, sich insbesondere mit Literatur auskennen, viel in seiner Freizeit lesen, neugierig und kreativ sein, Wagnisse eingehen, mutig nach vorne gehen, mit Finanzen umgehen können, eine Netzwerkerin sein, kommunikativ sein, flexibel, außerordentlich belastbar sein und ein Organisationstalent haben, sozusagen eine Kämpferin für die Sache sein.
Eigentlich wollte ich immer Lektorin in einem Verlag werden, durch die Gegend reisen und die Weltstars der Literatur entdecken. Hat nicht so ganz geklappt, aber das war der Grund, warum ich englische, amerikanische und spanische Literaturwissenschaften in Mainz studiert habe und auch ein paar Semester Publizistik (bei Frau Prof. Dr. Elisabeth Nölle-Neumann). In Unna habe ich mich seinerzeit auf eine Annonce in DIE ZEIT beworben; Unna galt immer als die Kulturstadt schlechthin. Zuvor habe ich in Mainz das kulturpolitische OPEN OHR Festival geleitet, das jährlich zu Pfingsten stattfindet und mittels Kultur und Diskussionsrunden aktuelle politische Themen kritisch beleuchtet.

Mein typischer Arbeitstag sieht so aus, dass alles gleichzeitig geschehen muss, denn neben den Planungen für das Festival gilt es tagtäglich eine Vielzahl von Aufgaben zu meistern, die neben der Konzeptionierung neuer Kunst- und Kulturprojekte oder der Förderung der lokalen Kunstszene auch lokal und überregional kulturpolitisches Fingerspitzengefühl brauchen. Am besten beschreibbar ist es mit dem Bild, gleichzeitig für 20 bis 30 Schiffe zuständig zu sein und immer rechtzeitig das jeweilige Schiff zu beladen und in die richtige Richtung zu lenken, damit es auf hoher See keinen Schiffbruch erleidet. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht für das Festival arbeite, selbst im Urlaub … und da ich fest angestellt bin, muss ich mir auch keine Sorgen um mein monatliches Salär machen. Das ist von Vorteil, aber damit verbunden sind auch allerhand Zwänge oder unliebsame Verwaltungsarbeiten oder Routinen.

Ich mache meinen Job mit Herz und Verstand, liebe die Kreativität, die ich einbringen und Ideen, die ich verwirklichen kann, für ein Publikum zu planen, die Kontakte zu Künstlerinnen und Künstlern u.v.m., kurzum, mein Job hält mich geistig und körperlich beweglich.

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