Auf dem Buchmarkt wird vieles in einer konzertierten Aktion bewegt: Autorinnen, Verlagsfrauen und Buchhändlerinnen setzen Himmel und Hölle in Bewegung, um diese Symphonie an Gedanken, Ideen, Geschichten erklingen zu lassen. Stetig und immer wieder neu.
Diesem Orchester fühle ich mich in meiner Arbeit zutiefst verbunden, auch wenn ich keiner dieser Gruppen zuzuordnen bin. Ich springe zwischen allen hin und her, mal mit neuen Instrumenten unterm Arm, mal mit Ideen, die – an einer Stelle entstanden – nun viele erreichen sollen. Von mir kommt das Übermitteln, Vermitteln, Zusammenführen, damit die vielen Einzelkämpferinnen nach innen wie außen als starke Gemeinschaft agieren!
Seit über 25 Jahren bin ich beim Landesverband Berlin-Brandenburg des Börsenvereins und meine Arbeit entwickelt sich so rasant wie die Buch-/Verlagsbranche. Konkret heißt das zum Beispiel: Wir denken kontinuierlich über Weiterbildung nach, über neue Inhalte, neue Formate – die future!publish ist bundesweit der größte Kongress zur Digitalisierung!
Informationen zur Ausbildung waren und sind jederzeit beim Börsenverein abrufbar, für junge Menschen, für Betriebe. Zudem gibt es ein sehr aktives NachwuchsNetzwerk, das mit Unterstützung des Verbandes eigene Weiterbildungs- und Vernetzungsangebote schafft.
Der von uns kuratierte Erfahrungsaustausch verändert sich: In den 90er-Jahren fuhren Kolleginnen übers Wochenende ins Land Brandenburg. Heute trifft man sich lieber am Abend, gerne mehrmals im Jahr, gerne mit inhaltlichem Input, gerne kurzfristig. Das ehrenamtliche Engagement (im Rahmen des Verbands) hat ein anderes Gesicht bekommen: Nicht »ein Club alter Herren« hat das Sagen, sondern jüngere und erfahrene Kolleginnen mischen mit, die eine investiert mehr, die andere weniger Zeit – beide können eine Entwicklung anstoßen. Facebook, wordpress und der gute alte Newsletter gehören zum Arbeitsalltag, insbesondere, wenn wir den Lesemarathon STADT LAND BUCH, #verlagebesuchen oder den Jugendliteraturpreis Theo bewerben.
Das alles wäre nichts, wenn der Börsenverein nicht mit seiner Lobbyarbeit für die Sicherung der rechtlichen Rahmenbedingungen (Buchpreisbindung, ermäßigter Mehrwertsteuersatz etc.) stünde! An dieser Stelle wird mein »WIR« ganz, ganz groß und umschließt nicht nur das Team in unserem Büro, sondern auch die Kolleginnen und Kollegen im Bundesverband und den anderen Landesverbänden. Ich empfinde es für meine tägliche Arbeit als großes Glück, keine Einzelkämpferin sein zu müssen. Wenn ich eine Antwort nicht kenne, kenne ich immer jemanden, der schnell, unkompliziert und mit Fachkompetenz weiterhilft.
Und so wünsche ich mir das Arbeiten im Verband wie in der Branche: Kolleginnen und Kollegen mit unterschiedlichen Ansichten, Leidenschaften und Ideen bündeln ihre Kräfte für die gemeinsame Sache. Ist doch so einleuchtend! »Wenn« und »Aber« verblassen, je mehr sich mit Lust und Engagement einbringen. Das ist kurz-, mittel- und langfristig mein Ziel. Ist es zu keck, über langfristige Ziele zu sprechen? Ich kann mich an kein Verbandsjahr erinnern, in dem keine Krise bedrohlich am Horizont aufzog und bewältigt werden musste: In den 90ern war das die Ankunft der großen Filialbuchhandlungen in Berlin, zu Beginn der Nuller-Jahre die Erfindung des E-Books und der Online-Shops. Auch die Einführung des Buchpreisbindungsgesetzes war eine Zitterpartie, nachdem der gute alte »Sammelrevers« von der EU-Kommission gekippt wurde. Das Ende der Gutenberg-Galaxis wird regelmäßig beschworen und die Branche ächzt zwar, erfindet aber Neues, arbeitet bis zum Rande der Erschöpfung und triumphiert. Für mich heißt das: Der Takt wird schneller, die Angebote individueller und ich springe mit Freude zwischen allen hin und her.