Ich schreibe Bücher in verschiedenen Genres, vor allem aber literarische Bücher, d.h. ich produziere das Material, um den sich schließlich der ganze Buchmarkt dreht. Wer beschließt, Autorin werden zu wollen, sollte neben einem lebhaften Interesse an Umwelt und Mitmenschen eine gesteigerte Sensibilität für den Umgang mit Sprache haben, gut zuhören können, unbeirrbar sein und Durchhaltevermögen besitzen. Einsamkeit muss erlernt und ertragen werden. Finanzielle Absicherung, sei es durch Familie, Partner, Sponsor etc. ist dabei äußerst hilfreich, weil man mit existenziellen Unsicherheiten rechnen muss und die Zuversicht nie verlieren darf.
Studiert habe ich – da es eine spezielle Ausbildung zum Schriftsteller damals nicht gab – die Fächer Germanistik, Theaterwissenschaften und Geschichte. Dazu kam und kommt eine Menge Selbststudium in vielfachen Bereichen, je nachdem was das Buch, der Text, der Auftraggeber verlangt. Ein typischer Arbeitstag beginnt früh, etwa um 7 Uhr, in sehr heißen Ländern und ohne Klimaanlage auch zwei Stunden früher. Das Schreiben hat absolute Priorität. Alles andere kann später erledigt werden, wenn die kreative Konzentration nachlässt. Ein paar Stunden dauert die Textproduktion, danach Überarbeiten und Planen. Schließlich das Beantworten der Korrespondenz und Lektüre/Recherche. Mitte des Nachmittags folgt Bewegung, Frischluft, Termine, Erledigung des Haushalts, etc. Später erneut Recherche, Lektüre und Überarbeitung. Dann Kochen und Freizeit.
Für ein Buch mit etwa 200 Seiten benötige ich meist zwei Jahre. Die Dauer hängt vor allem davon ab, ob ich nebenher viel Brotarbeit verrichten muss oder nicht. Die Arbeit am Buch wird schwieriger wenn mehr Zeit, Energie und Aufmerksamkeit für schreibfremde Tätigkeiten aufgewendet werden muss.
Grundsätzlich verdiene ich mit der Schreibarbeit nichts. Für kleinere Artikel und Rezensionen gibt es geringes Honorar, nicht genug jedoch, um einen Lebensunterhalt zu verdienen. Da ich bei einem kleinen Verlag bin und von meinen Büchern wenig verkauft werden, kriege ich keinen Vorschuss. Kann man jedoch Publikationen vorweisen, hat man vielleicht Chancen hin und wieder Stipendien zu bekommen. Außerdem werden Lesungen honoriert.
Seit ich als Kind erfahren hatte, dass Bücherschreiben ein Beruf sein kann, wollte ich Autorin sein. Freude daran machen mir in der ersten Phase der Entstehung, die Entwicklung des Themas, das Erschließen des Materials, das Sich-Hineingraben, vielleicht sogar das Hinabtauchen in eine andere Welt. Habe ich eine erste Fassung erstellt, freue ich mich darüber, dass sich meine Absichten langsam zu verwirklichen beginnen. Und natürlich ist es eine große Befriedigung etwas in die Welt gesetzt zu haben, etwas geschaffen zu haben. Alles dazwischen ist eher qualvoll. Am meisten stört mich, wenn ich nicht genügend Anerkennung für meine Arbeit bekomme und dass ich nicht ausreichend Geld damit verdienen kann. Ein wirklich erstaunlicher Aspekt meiner Arbeit ist, dass ich meist von den Geschichten gefunden werde und nicht umgekehrt. Immer wieder gerate ich in spannende Situationen, treffe Menschen mit ungewöhnlichen Geschichten. Mein Leben ist voller Inspirationen.
Es ist offensichtlich, dass das Digitale stark in alle unsere Lebensbereiche eingreift. Was meine Arbeit wahrscheinlich am meisten bedroht, ist die schwindende Bereitschaft zu lesen und für konzentrierten Lesestoff bezahlen zu wollen. Ich möchte aber nicht schwarzmalen, sondern sehen, was kommt.